Der Einbau eines neuen Tonabnehmers
Thorens erreichen oft Anfragen: Besitzer von Thorens-Plattenspielern möchten einen neuen Tonabnehmer erwerben – passt das, geht das, klingt das, schaffe ich das? Und in der Regel antwortet Thorens ebenso freundlich wie eindeutig: Ja, ja, ja und ja.
Beim Wechsel eines Tonabnehmers ist Respekt angebracht – aber keine Angst. Ein neuer Tonabnehmer bringt in der Regel neue Präzision, steigert die Klangqualität – eine klare Win-win-Rechnung. Wenn die Basis stimmt. Worauf wir stolz sind. Denn Thorens liefert Laufwerke und Tonarme mit hoher Lebenserwartung. In höchster Präzision. Perfekte Spielgefährten für die besten unter den Tonabnehmern weltweit.
Schritt 1 – Der gedeckte Tisch
Drei Dinge müssen Sie selbst mitbringen:
Zeit, einen guten Arbeitsplatz und nur wenig Werkzeug.
Zeit:
In einer guten halben Stunde sollte alles geschafft sein.
Arbeitsplatz: Sie werden mit filigranen Steckern und Auflagekräften im einstelligen Grammbereich hantieren. Wenn Sie dies in gebückter Haltung tun möchten – schlecht für den Rücken und die Präzision. Deshalb: Der Plattenspieler sollte auf einer ebenen Fläche stehen, leicht zugänglich, ideal auf einem freigeräumten Schreibtisch.
Werkzeug:
Sie wollen und müssen nicht in das Innenleben des Plattenspielers eingreifen. Die meisten Handgriffe werden einzig am Tonarm ausgeführt – mit Werkzeugen, die in jedem Haushalt verfügbar sind. Wenn nicht: Viele Hersteller von gehobenen Tonabnehmern legen ihren Produkten eigene Schraubenzieher bei. Und wenn wirklich nichts zur Hand ist: Diese Klassiker unter den Werkzeugen liegen in jedem Baumarkt am Kassenbereich:
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eine Zange. Nicht unbedingt ein feinmechanisches Meisterinstrument, doch mit einer schlanken Spitze, griffsicher, und berechenbar im Druck.
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ein Schraubenzieher. Der etablierte Polprüfer genügt vollauf. Besser: Ein feiner Schraubenzieher mit frei rotierendem Kopf – ideal für präzisen Druck während der Drehbewegung.
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ein Inbusschlüssel. Auch hier legen Tonabnehmer-Hersteller oft das passgenaue Modell bei. Wenn eine Befestigung auf diese Art vorgesehen ist. Grundsätzlich obliegt es jedem Hersteller seine eigenen Standards vorzugeben. Die Bohrungen im Tonarm hingegen sind genormt, nehmen alle gängigen Tonabnehmer auf. Ebenso entsprechen auch die Bohrungen in den Tonabnehmern Standards. Einzig bei der Frage nach dem Schraubenkopf bestehen Unterschiede. Grundsätzlicher Tipp, falls die Wahl zwischen Inbus oder Schlitz besteht: Der Umgang mit einer Inbusschraube ist präziser. Ein Schlitzschraubenzieher kann abrutschen, beim Inbus hilft die Genauigkeit der Sechskant-Konstruktion.
Ebenfalls auf dem Tisch, nützlich, doch optional und individuell:
- eine Wage für die Justage der Auflagekraft
- eine Einstellscheibe für die präzisen Abtastwinkel
Schritt 2 – Befreiungsarbeit
Der Einbau eines neuen Tonabnehmers beginnt mit dessen Befreiung. Grundsätzlich – und bitte nie vergessen: Sie halten die sensibelsten unter allen HiFi-Produkten in den Händen. Deren empfindlichste Elemente wiederum die Nadel, der Nadelträger und die fast unsichtbar dünnen Kabel sind. Hektik und Gewalt sind hier fehl am Platz. Falsche Scheu ebenso.
Der Korpus des Tonabnehmers ist robust und für den Zugriff von menschlichen Fingern ausgelegt – ruhig anfassen und stabil halten.
Sollte auf dem System eine Schutzkappe die Nadel schützen – bitte so lange wie möglich im nun folgenden Installationsprozess an ihrem Ort belassen.
Systeme ohne Nadelschutz – wie in unserem Fotobeispiel ein ACE-Tonabnehmer von Benz – bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit.
Die Systeme sind in ihrer Verpackung arretiert, zumeist auf der Rückseite verschraubt. In diesen Fällen das System direkt in die eine Hand nehmen, mit der anderen die Schrauben lösen.
Genau hingeschaut: Im Lieferumfang befinden sich oft mehrere Schrauben – je nach Stärke der Halterung am Tonarm. Ist diese besonders umfangreich, schlicht „dick“ – so müssen längere Schrauben her, um im Gewinde saubereren Halt zu finden.
Viele Hersteller packen zudem Unterlegscheiben bei, aus Kunststoff oder gar aus hochwertigem Teflon. Nicht übersehen, nicht verachten – das sind sinnige Helfer. Die einerseits Vibrationen dämmen können, vor allem auch für den sicheren Halt sorgen.
Schritt 3 – Praktische Zwänge
Jetzt steht eine Grundsatzentscheidung an: Erst das neue System festschrauben – oder zuerst die Kabelschuhe aufstecken? Das hängt von praktischen Zwängen ab.
In unserem Beispiel haben wir erst geschraubt – weil der hauseigene TP 92-Tonarm von Thorens bewusst hohen Spielraum auf der Rückseite zulässt und über flexible Kabel verfügt. Alles ist offensichtlich, zugänglich und stabil.
Ist hingegen bei anderen Tonarmen der Raum zwischen Tonabnehmer und Tonarmrohr beengt – macht zuerst die Installation der Kabel Sinn. Die dann freier, übersichtlicher und ohne Druck dem passenden Pin zugeordnet werden können.
Welches Kabel auf welchen Pin?
International hat sich eine Norm durchgesetzt, die Verwechslungen ausschließt. Ganz einfach fällt die Installation bei Tonabnehmern, die eine Codierung in Form von farblich unterschiedlichen Ringen um die Pins vorgeben – wie hier am Benz ACE-System.
Fehlt diese Codierung, muss man Zeichen lesen. „L“ und „R“ stehen für die Stereokanäle links und rechts. Ein „+“ und „-“ wären ebenso eindeutige Zeichen, gelegentlich taucht auch ein „H“ für „hot“ auf – identisch mit der Plus-Markierung.
Schritt 4 – Kontaktaufnahme
Die einzig gültige Tonabnehmer-Halterung gibt es nicht. Zwei Schrauben müssen immer sein, in festen Bohrungen, freien Schienen, abnehmbar, zusteckbar. Hier herrscht eine hohe Vielfalt – aber nach standardisierten Regeln. Im Falle des abgebildeten TP 92 von Thorens ist die Montage überaus einfach. Die „Shell“, eine Halterungsschale ist abnehmbar. Durch einen Inbus-Schauber lockern, abnehmen, dann den Tonabnehmer mit seinen beigepackten Schrauben befestigen – und über den Inbus geht es wieder zurück an den Tonarm.
Grundsätzlich: Alle Schrauben in diesem technischen Umfeld funktionieren mit höchster Präzision – die Hände dürfen keine Hindernisse spüren. Vor allem dürfen die Hände nicht zu fest drehen – sanfter Druck genügt, nie Gewalt.
Schritt 5 – Filigranarbeit
Wenn es bei der Installation einen wirklich heiklen Punkt gibt – hier ist er. Die winzigen Stecker und Käbelchen müssen zu einander finden. Und zwar mit dem rechten Druck. Die Kabelschuhe dürfen die Pins nicht zu locker umschließen. Meistens ist beim Wechsel zwischen altem und neuem System keine Feinjustage nötig. In manchen Fällen sollte man jedoch einen zu weit geöffneten Kabelschuh in seinem Durchmesser verkleinern. Kontrollierter, sanfter Druck mit der Zange führt zum Ziel – nochmals: das wichtige Zauberwort hier heißt „sanft“.
Schritt 6 – Alles in Waage?
Jedes neue System stellt in der Regel auch eine neue Last für den Tonarm dar. Das Auflagegewicht muss neu justiert werden. Dazu unbedingt, falls nötig, in diesem Stadium den Nadelschutz aufklappen, abnehmen, zur Seite legen. Nun über das hintere Gegengewicht den Tonarm ausbalancieren.
Dann das ideale Auflagegewicht „zuschrauben“: Entweder über eine Feinskala am Tonarm – oder wie am Beispiel des Thorens TP 92 durch wenige Drehungen des Gegengewichts in Richtung Tonarmrohr. Die ideale Auflagekraft geben die Tonabnehmer-Hersteller vor – auf ihren Webseiten oder auf den Beipackzetteln im Lieferumfang. Für Kenner auch ein Moment der Experimentierfreude – mit dem aktiven Hören entdeckt man die ideale Konstellation zu Laufwerk und Tonarm. Als gute Basis gelten Werte um/unter 2 Gramm.
Nützlicher Helfer: Thorens hat eine eigene Tonarmwaage entwickelt. Einfach die Nadel in die Rille senken – kippt die Wippe, ist das angezeigte Auflagegewicht erreicht.
Tipp: Bei dieser Gelegenheit gleich überprüfen, ob die Höhe des Tonarms zur Platte stimmt. Die Nadel wieder in die Rille absenken, dann von der Seite auf die Konstruktion schauen – der Tonarm muss von der Spitze bis zum hinteren Lager über die gesamte Ebene der Schallplatte den gleichen Abstand haben. Stimmt dies nicht, so lassen sich viele Arme über einen Inbusschlüssel in ihrer Halterung unterhalb des Lagers verstellen. Tendenziell eine Profiarbeit – nötigenfalls den Fachmann fragen.
Schritt 7 – Die ideale Linie
Es gilt zuerst den korrekten „Überhang“ zu fixieren – also wie weit der Tonabnehmer an der Tonarmspitze nach vorn oder hinten geschoben werden muss. Im Beispiel des hier abgebildeten TP 92 fällt die Feinjustage besonders leicht – einfach die zentrale Inbus-Schraube auf der Oberseite leicht lockern. Dann die Schablone auf den Plattenteller legen – alles im passiven Zustand, der Plattenteller darf sich nicht drehen, der auf der Scheibe abgebildete rote Pfeil wird auf den hinteren Drehpunkt des Tonarms ausgerichtet. Vorn dann sanft die Nadelspitze absenken: Sie sollte exakt die dicker markierte schwarze Linie treffen – und zwar über die gesamte geschwungene Kurve zwischen den Punkten „A“ und „B“. Den Tonabnehmer dazu sanft in der Führung nach vorn oder gegebenenfalls hinten verschieben. Ist der Punkt gefunden – wunderbar, jetzt die Inbusschraube wieder sanft anziehen.
Schritt 8 – Der ideale Winkel
Noch ein zweiter Bezugspunkt muss genau eingestellt werden: In welchem Winkel sich der Tonabnehmer zur Laufrichtung der Rille befindet. Die Profis nennen es „Kröpfungswinkel“. Im TP 92 ist ein ideales Maß über die Halte-Schale bereits vorgegeben, aber noch sanft nachjustierbar. An vielen anderen Tonarmen herrscht in diesem Punkt oft größeres Spiel.
Deshalb: Die Nadel nun genau in die mit „A“ und „B“ markierten Punkte setzen. In beiden Fällen sollte der Korpus des Tonabnehmers parallel zu den dort markierten Linien stehen. Hierzu am besten zweimal hinschauen – aus der Vogelperspektive und frontal auf die Spitze des Tonarms. Sieht alles symmetrisch aus – dann das System fixieren, anschrauben... und sich freuen. Die Installation ist damit abgeschlossen.
Schritt 9 – Luft nach oben...
Wirklich abgeschlossen? Nun ja, noch nicht so ganz. Alles ab diesem Punkt fällt unter die Rubrik „Tuning“. Ein spannendes Feld. Denn nun gilt es, das Ergebnis hörend zu überprüfen. Die Klangwiedergabe sollte bereits jetzt optimal und eindrucksvoll sein. Dabei ist es wichtig, dem Tonabnehmer und sich selbst etwas Zeit zu geben. Viele Systeme zeigen erst nach einigen aktiven Stunden ihre wahre Spielfreude.
Zudem lohnt es sich, eine Schallplatte mit dynamischer Lieblingsmusik aufzulegen. Der Anschlag, der Klang eines großen Flügels muss in den ersten Umdrehungen einer LP ebenso klar und raumgreifend sein, wie in der Nähe zum Mittelpunkt des Plattentellers. Wenn Sie das Gefühl haben, dass noch mehr möglich ist und Sie es sich zutrauen – so lohnt ein Spiel mit allen hier vorgestellten Werten, dem Kröpfungswinkel, dem Auflagegewicht...
Und nicht zuletzt mit dem Antiscating – jener im Tonarm justierbaren Gegenkraft, die dem Drang des Tonarm entgegenarbeitet, der Mitte des Plattentellers zuzustreben. Sie sollte dem Wert des Auflagegewichts entsprechen. Oftmals lassen sich hörbar bessere Ergebnisse mit etwa 75 Prozent dieses Wertes erzielen.
Schritt 10 – Helfende Hände
In allen Fällen, in allen Zwischenschritten, bei allen Fragen gilt: Die erfahrenen Thorens-Fachhändler helfen gern weiter.